Vollbeladen rollen wir die Einfahrt raus. „Schönen Urlaub“ wünschen uns noch Freunde.
Schönen Urlaub? Ernst jetzt? Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, dass die Menschen zuhause immer noch glauben, unser Leben sei Urlaub.
In Wahrheit aber rollen wir zurück in unsere normale Realität: es geht zurück zum Boot. Wenn auch nicht sofort zurück aufs Wasser…
Hoch und trocken wartet La Belle Epoque in der äußeren Ecke des Werftgeländes auf uns. Zum ersten mal seit unserem Aufbruch vor 13 Jahren hat sie einen ganzen Winter an Land verbracht, einen ganzen Winter kein Wasser unter ihrem Kiel geteilt.
Allerdings fahren wir nicht an die Ostsee, um sofort Segeln zu gehen. Sondern es geht zum Boot, um es erneut umzubauen. Obwohl sich La Belle in einwandfreiem Zustand befindet und – sofern die neue Schraube montiert ist – sofort in See stechen könnte.
Aber wir haben uns vorgenommen, eine Motorradgarage an Bord zu bauen.
Eisiger Wind bläst uns um die Nase. Irgendwie scheint es an der Ostseeküste nicht warm werden zu wollen. Wenigstens lacht die Sonne. Wir beißen die Zähne zusammen und starten die Flex. Ein bisschen schmerzt es schon, ins frisch gestrichene Deck ein großes Loch zu schneiden, aber der Wehmut versinkt bald schon in der dichten Wolke Metallstaub. Dann liegt das herausgetrennte Deckstück am Schrott. Hier soll die neue Ladeluke für unsere Motorradgarage an Bord entstehen.
Und auch die Schott zum Ankerkasten ist bald schon aus dem Schifferl geschnitten.
Während Jürgen den neuen Rahmen für die Ladeluke auf Deck einschweißt, entroste ich den Ankerkasten. Der sollte in Zukunft etwas kleiner werden und mit selbstgebauten Edelstahlwannen ausgestattet werden.
Um im Bug ein wenig Gewicht zu sparen – immerhin muss La Belle in Zukunft unsere beiden Wandertrial-Motorräder dort vorne mittragen – haben wir entschieden, die neue Schott aus Aluminium zu bauen.
Aufstehen, Kaffetrinken, Arbeiten, Kochen, Essen, Kaffee, Arbeiten, Duschen gehen, Abendessen, ins Bett fallen.
Die Arbeiten ziehen sich in die Länge.
Wir müssen zugeben, dass wir nicht ganz so motiviert sind, wie wir schon mal waren. Nach drei Wochen Arbeitsroutine sind wir etwas mürbe. Wie war das eigentlich mit „schönen Urlaub“?
Dann erleben wir die ersten Motivationsschübe – erste „erledigt“-Markierungen in der To-Do-Liste: Die Rollanlage für die Fock ist fertig zu Einsatz. Das Sturmstag samt neuem Unterzug versetzt und startklar. Der neue Ankerkasten glänzt und der Motorraum ist neu schallisoliert und gestrichen. Der neue Hochleistungspropeller ist montiert und das klemmende Ruderlager gerichtet. Die Kratzer an der Kielsohle vom letzten „Rumpler“ sind mit Rostschutz versiegelt und das neue Antifouling gestrichen.
Beinahe macht es wieder Spaß, bis in die Nacht zu arbeiten, denn die Ergebnisse können sich sehen lassen. Jetzt noch die neue Garage isolieren und verkleiden. Das Netz für die Helme anbringen, die Fächer für Öle und Zubehör bauen.
Ich schnappe mir den Rucksack und brause mit dem Töff los zum Supermarkt. Auf der Einkaufsliste: Ein Tragerl Bier, denn wir haben Grund zum Anstoßen. Auf die neue Garage an Bord und den ganzen Spaß, den wir damit haben werden!
Aber es geht nicht nur um den Spaß mit den Motorrädern. Jetzt schon freuen wir uns, dass wir in Zukunft unser Beiboot innen verstauen können, wenn wir nicht an Bord sind. Auch der Außenborder wird in Zukunft nicht mehr am Heckkorb sein Dasein fristen müssen, sondern einen gut erreichbaren Platz unter Deck haben. Und der alte Propeller geht als Ersatz mit.
Mit dem Krantermin ändert sich das Wetter.
Plötzlich ist der eisige Wind verschwunden, der Frühling hat die Ostseeküste erreicht und die warmen Sonnenstrahlen spiegeln sich auf dem Bodden.
Nach dreifachem Schrubben innen und außen glänzt La Belle Epoque mit den Yachten um die Wette.
Überall wird poliert und geschruppt, die Segel angeschlagen und letzte Handgriffe erledigt. Saisonstart an der Ostsee. Zwischendurch geht´s gesellig zu. Zu Gast bei Christine und Peter in Strahlsund werden wir in Fahrtenseglerkreis verwöhnt. Am Werftgelände halten wir hin und wieder Philipp und Mareike von der Arbeit ab. Mit Oliver und Gundolf sitzen wir am Kutter bei Fischbrötchen und tratschen über den Nordatlantik. Und unter Safari treffen wir immer wieder auf Uli mit Polierpaste und Pinsel.
Wir ziehen an Bord ein, lassen den roten Blitz ein paar Tage verwaist am Parkplatz stehen. Kommen runter, fühlen uns fast wie im Urlaub.
Und dann folgen ein paar wirkliche Urlaubstage.
Mit Freunden aus Österreich schipper wir über den Bodden, schaufeln Fischbrötchen in uns rein, Campen auf Rügen und suchen Stördebeker´s Schatz in seiner Piratenschlucht. Frühling an der Ostsee eben.
Lange allerdings wird das Frühlingsgefühl nicht halten. Denn die kommenden Wochen gehts nach Island. Und zur großen Abwechslung nicht an Bord La Belle Epoque, sondern per Fähre!
Danke für die urlaubsberichte vom Hackeln.
Bin seit 3 Wochen in gr und seit 10 Tagen im Wasser. Zuerst rinnenden kühler reparieren lassen dann hat mein mitteisender Freund zum Zahnarzt müssen wegen heftiger Schmerzen. Jetzt sind Schiff und Crew ok und wir sind gemütlich unterwegs Richtung Kykladen.
Liebe Grüße Herbert
Hallo Herbert, wünschen dir einen schönen Segelsommer in Griechenland! Bei. uns zerrinnen gerade alle Reisepläne: wir stehen mit dem Camper mit Motorschaden in Island und suchen nun Möglichkeiten, den Kastenwagen wieder heim zu bekommen. Na ja, „Schuster bleib bei deinen Rappen“ – zumindest wartet LA BELLE fast segelfertig in der Ostsee auf uns!