Der ganz normale Wahnsinn vor dem Lossegeln!

Was ist eigentlich bei Claudia & Jürgen los? Haben sie diesen Sommer überhaupt Zeit am (Salz-)Wasser verbracht? Geht es bei den beiden auch wieder mal so richtig weiter?

Eine Frage, zu der ich euch schon längst eine Antwort schulde. 

Lange ist es her, seit wir das letzte Lebenszeichen im Internet gegeben haben. Und das nicht ohne Grund, hatten wir doch diesen Sommer alle Hände voll zu tun. Hinter uns liegt ein Sommer voller Vorbereitungen. 

Der ganz normale Wahnsinn der Lossegler, sozusagen!

Bereits vor einem Jahr haben wir uns entschieden, unser Leben nach einigen halbstationären Jahren wieder gravierend umzukrempeln. Wir haben beschlossen, unser Landleben abermals anständig zu minimieren, und unser schwimmendes Zuhause alias LA BELLE EPOQUE erneut ernsthaft in den Mittelpunkt zu stellen. 

Ab Frühjahr 2025 brechen wir erneut zur großen Segelreise auf!

Ein Entschluss, der uns ausgerechnet dazu zwingt, LA BELLE EPOQUE ein ganzes Jahr lang den Rücken zu kehren! Zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren haben wir sie deshalb komplett ausgeräumt und ein ganzes Jahr an Land gestellt. 

Am Trockenen
Abgestellt! LA BELLE EPOQUE muss an Land warten.

Nicht, um an ihr zu Arbeiten, sondern, um sie für diese Zeit vernachlässigen zu können.

Denn im Unterschied zu anderen Losseglern sind unsere Vorbereitungen nicht damit gefüllt, eine Blauwasseryacht zu finden und auszurüsten. Unsere Expeditionsyacht ist erprobt, bis ins Detail optimiert und jederzeit bereit.

Auch müssen wir unsere Zeit nicht mit ausgiebigen Routenplanungen und persönlichen Reisevorbereitungen füllen. Ideen haben wir ohnehin viele. Eine neue Route gefüllt mit Ozeanüberquerungen, interessanten Küsten, diversen Klimazonen und neuen Herausforderungen abseits ausgetretener Pfade ist schnell gefunden.

Unsere Vorbereitungen zum Lossegeln liegen darin, die Ketten, die wir uns die letzten Jahre angelegt haben, wieder abzuschütteln. Wir müssen loslassen, downsizen und endlich wieder selbstbestimmt werden. 

Doch ein kleines Zuhause im Binnenland benötigen wir trotzdem. Sowohl unser vermieteter Hof, wie auch unsere selbständige Arbeit als Vortragende werden auch zukünftig unsere teilweise Anwesenheit in Österreich verlangen. Und das ist auch gut so!

Ein kleines Zuhause, das wir jederzeit absperren können?

Da wir beste Erfahrungen mit unserem schwimmenden Zuhause auf den sieben Weltmeeren haben, gibt´s ab sofort auch ein schwimmendes Zuhause im Binnenland.

Motorboot als Binnenzuhause
Unser neues schwimmendes Binnenheim

Noch bevor wir zu unserer mehrmonatigen Segelreise in die Antarktis letzten Winter aufbrachen, unterschrieben wir den Kaufvertrag unseres neuen „alten Diva“ – unseres Motorbootes für die Flüsse und Wasserstraßen.

Und so verbrachten wir diesen Frühling nicht auf den Weltmeeren, sondern am Binnengewässer zwischen Rhein und Donau. Eine Überstellungsfahrt, die uns wieder einmal gezeigt hat, das auch im Inland noch viele Reisemöglichkeiten auf uns warten.

Aber eines war von Anfang an klar: Lange Flussreisen sind Zukunftsmusik. Vorerst soll ANGELA K uns einfach nur ein Dach über dem Kopf bieten, wann immer wir in Österreich sind. Grund genug, warum sie nicht im Wasser bleiben, sondern einen Platz hinter dem Hof beziehen soll.

Ganz ohne Meereslust gehts aber nicht. 

Und so gibts nach der Überstellungsfahrt mit ANGELA K noch ein kleines Intermezzo. In Holland geht die Segelyacht AVANTA nach langjährigen Überholungsarbeiten ins Wasser und wartet auf uns. Zwei Wochen land zeigen wir ihr und ihren Eignerpärchen, was Fahrtensegeln heißen kann. 

AVANTA
Die Segelyacht AVANTA wartet auf uns. Wir werden sie zwei Wochen lang auf Herz und Nieren testen!

Die Idee: 

Unsere Freunde und angehende Blauwassersegler wollen uns über die Schulter schauen. Was macht aus einem Segelpärchen ein Blauwasserteam? Wie planen wir unsere Segeletappen, wie unser Wetterrouting? Wir segeln wir größere Distanzen und worauf achten wir beim Ankern? Wie proviantieren wir, wie halten wir unsere Technik auf Schuss? Wie reagieren wir bei Problemen und Pannen? Und wie gehen wir als Paar am Boot miteinander um?

Die Herausforderung: 

Kein netter Urlaubstörn mit Freunden, sondern zwei Wochen intensives Blauwassertraining in einem Revier geballt mit spannenden Aufgaben. Die Nordsee bietet nicht nur immensen Verkehr, der auch bei Nachttörns auf Trapp hält. 

Sie bietet Strömungsgebiete, wechselnde Wetterbedingungen und kalte Nächte, schwierige Küstengebiete voll Sperrzonen und Windparks. Sie bietet eine einzigartige Abwechslung in überschaubaren Entfernungen. 

Und das Ganze auf einer Yacht, die zwar gebaut für die Hochsee ist, aber nach ihrer Überholung in einer namhaften Werft weder erprobt noch frei von Anfangsschwierigkeiten ist. 

Blauwassertraining
Wir unterstützen, greifen aber nicht ein!

Die Umsetzung: 

Learning by Doing! Schon am ersten Tag schmeißen wir die Routenplanung des Eignerpaars über den Haufen: Wir sind nicht hier, um uns in kleinen Etappen von der holländischen Küste nach Deutschland zu handelt, um von Hafen zu Hafen zu segeln. Wir sind hier, um ihnen etwas zu lernen. Der Wetterbericht gibt grünes Licht für eine Passage. 

Noch bei Starkwind drehen wir den Bug vom Ijsselmeer raus in die Nordsee, Kurs Nord! Nicht irgendwo hin, sondern zu einem speziellen Ankerplatz in Norwegen. Einen Ankerplatz, der eine beengte, beinahe einschüchternde Einfahrt hat und der den Einsatz von Landleinen nötig macht. Wir laufen Richtung Berefjord.

Segeltraining in Norwegen
Die perfekte Vorbereitung für Segeln in den Hohen Breiten: wir ankern mit Landleinen im Berefjord, Norwegen.

In zwei intensiven Segelwochen durchkreuzen wir die Nordsee bei wechselnden Wetter. Besuchen Ankerplätze, Fischereihäfen, Anleger und Yachthäfen. In Norwegen, Dänemark, Deutschland und zurück in Holland. Wir stellen AVANTA auf Probe und kommen mit einer Liste an Reparaturen und Modifikationen zurück. 

Wir stehen unseren Freunden zur Seite, jedoch übernehmen wir ihre Aufgaben nicht. Besprechen in sehr ehrlichen Gesprächen, was toll geklappt hat, worauf sie gemeinsam aufbauen können. Aber auch, was es noch an Lernbedarf gibt und woran geübt werden muss. Wir erleben zwei tolle Wochen und kehren mit dem Gefühl zurück, wirklich weitergeholfen und was bewegt zu haben.

Blauwassertraining
Segeltraining einmal anders! Die gemeinsame Testfahrt wird zum vollen Erfolg!

Zurück in Oberösterreich wartete erst einmal harte Arbeit auf uns. 

Um ANGELA K auch wirklich hinters Haus stellen zu können, braucht es Vorbereitungen. Die vielen Paletten Dachziegel, die seit Jahren auf jenem Platz hinterm Haus stehen, wo wir einst LA BELLE EPOQUE restauriert haben, müssen weg. 

Weg? Na ja, sie müssen aufs Dach! 

Eines führt also zum anderen. Denn bei derzeitiger Preisentwicklung in Österreich, angetrieben von der Unmöglichkeit, termingerecht überhaupt Unterstützung durch eine Fachfirma zu bekommen, entschieden wir uns, das Dach ganz einfach selber zu erneuern.

Dumm nur, dass wir fürs Dachdecken ausgerechnet den heißesten Sommer seit wannauchimmer ausgesucht haben. Und so kann ich von Kälte maximal träumen, während Jürgen und ich in knochenbrechender Arbeit 380 Quatratmeter Ziegeldach bei brütender Hitze neu eindecken.

Dachdecken selbst gemacht
Dachdecken selbst gemacht – 380 Quadratmeter wollen neu gedeckt werden!

Dann endlich wieder Bootsgeschichten: 

Vor fünfzehn Jahren hat uns die Firma Felbermayr zur Seite gestanden, unsere frisch restaurierte LA BELLE EPOQUE von Stroheim an die Donau zu transportieren. Warum also nicht fragen, ob sie uns diesmal die andere Richtung verfrachten können: ANGELA K muss von der Donau nach Stroheim.

Klar, mit Profis am Werk klappt der Transport termingerecht und problemlos. ANGELA K wird hinterm Haus vom Tieflader gekrant, während die halbe Nachbarschaft verwundert zusieht und sich wundert, dass unser Boot doch irgendwie anders aussieht…

Schon stecken wir bis zum Hals in Arbeit. 

Felbermayr Bootstransport
Mit der professionellen Unterstützung der Firma Felbermayr gehts an Land!

Denn unser betagtes Motorboot benötigt nicht nur den erprobten Bootsrestaurationsplatz hinterm Haus, sie benötigt auch einen Restaurierung! 

Nur, dass wir für diese Restaurierung nicht fünf Jahre Zeit haben – so wie dazumal bei LA BELLE EPOQUE. Wir haben 3 Monate Zeit!

Zuerst kümmern wir uns um Äußerlichkeiten: 

Entfernen das Teakdeck und finden die Löcher an Deck: Durchrostungen rund um den Dieseleinfüllstutzen, unter der Ankerwinde, hinter dem Wassereinfüllstutzen und an der Gaskiste. 

Teakdeck entfernen
Teakdeck entfernen

Bald schon läuft Jürgen mit der Schweiße heiß, während ich mit Epoxydbeschichtung um mich kleckere. Denn eines war von Anfang an klar: Auf Stahldecks kommt bei uns nur feinster Lack. Holz, Holzimitat oder Antirutschmatten sind uns ein rotes Tuch!

Als Nächstes bauen wir die undichten Fenster aus. Und sind erleichtert. Wir finden keine Rostlöcher, sondern einfach nur kaputtes Dichtmaterial. Also reinigen, neu abdichten, neu einbauen. Und um die Sonneneinstrahlung ins Boot ein bisschen zu minimieren, bekleben wir die neu Bootsfenster noch gleich mit Spiegelfolie.

Nun wird es Zeit, uns um die inneren Werte zu kümmern: 

Wir bauen die Kajüte aus. Entfernen, was sich bruchfrei entfernen lässt, behandeln den Stahl dahinter mit frischem Lack und verkleben neue Isolation. Wir überarbeiten die Einrichtung und bauen wieder alles zusammen.

Bootsrestauration
Restaurierung im vollen Gang: unsere Motoryacht aus Stahl braucht neuen Lack!

Unaufhaltsam arbeiten wir uns vom Heck zum Bug, erneuern, wo´s was zu erneuern gibt, überholen, was bleiben kann. Wir verbringen Monate am Boot. Die Zeit rinnt uns zwischen den Fingern durch. 

Manchmal merken wir nicht einmal, dass wir seit Wochen kaum noch jemanden gesehen haben. 

Wir lassen unsere Vorstellung von gemütlichen Wohnen einfließen. Richten uns vom kleinen Schreibzimmer über eine gemütliche Wohnkajüte mit Holzofen und Sofa bis zur bootseigenen Werkstätte ein. ANGELA K wird nach und nach unser heimeliges Binnenzuhause. 

Bootsheizung
Die Dieselstandheizung alleine genügt uns nicht. Ab sofort bullert ein gemütlicher Holzofen in der Kajüte. Und das Beste daran: Der Ofen ist Wasserführend und wir haben im ganzen Boot Heizkörper verbaut!

Gleichzeitig achten wir darauf, die originale Einrichtung nicht zu beschädigen. Unsere ANGELA K ist eine alte Diva, ein hochwertiger deutscher Werftbau. Sie hat es verdient, dass ihr alter Glanz erhalten bleibt! So entfernen wir nur jene Holzverbauten, die unrettbare Wasserschäden haben, behalten Retro-Küchenausstattung und freunden uns sogar mit güldenen Deckenlampen an.

Eine Stahlbootrestauration in drei Monaten? 

Das klingt wohl eher unmöglich. Und zugegeben, einige Arbeiten werden wir wohl heuer nicht mehr schaffen. Sie werden auf spätere Jahre warten müssen: die Überholung des Motorraumes samt sämtlicher Bilgen zum Beispiel. Sowie der Ausbau und die Instandsetzung des Generators. Oder der Plan, Überblick ins Schlangennest zu bekommen – die Modernisierung und Überarbeitung der Elektrik an Bord. 

Stahlboot Restaurierung
Nicht alle Arbeiten können noch heuer erledigt werden. Die Überholung der Tankanlagen zum Beispiel muss warten! Den Rost in der Bilge bekämpfen wir allerdings sofort!

E ist unmöglich, diese Arbeiten zu schaffen, weil neben der ganzen Bootsbaustelle noch viel wichtigere Aufgaben auf uns warten. 

Immerhin trabt der Winter – und damit die Vortragssaison – mit Riesenschritten auf uns zu.

Bald schon arbeiten wir täglich an der Zusammenstellung und am Feinschliff unseres neuen Vortrages für´s El Mundo Reisefestival in Judenburg. Eine Veranstaltung, die der Auftakt für unseren heurigen Vortragswinter geben wird.

El Mundo Reisefestival
Am 18. Oktober heißt es auch für uns wieder: Abenteuer Vortragsbühne!

Ein Vortragswinter, auf den wir uns bereits riesig freuen. Immerhin sind es heuer die größten österreichischen Veranstalter, die uns diese Saison beschäftigt halten werden. Unter andere dürfen in Wien, Graz, Linz, Steyr, Kirchdorf und Lenzing unsere Geschichte auf den großen Bühnen zeigen. Aber auch die tolle Segelszene in Österreich heißt uns wieder willkommen: Immer wieder melden sich Yachtclubs in ganz Österreich bei uns, um ihre Clubabende mit unserer Geschichte zu füllen. Selbst die Messe in Tulln bittet uns um Bestätigung, heuer wieder beim Rahmenprogramm dabei zu sein.

Auf großer Bühne
Auf großer Bühne!

Aber ganz ohne deutscher Bühne wollen wir doch nicht auskommen: Deshalb arbeiten wir eng mit TransOcean zusammen und fixieren unsere Auftritte auf der kommenden Boot in Düsseldorf.

Und wir freuen uns jetzt schon darauf, Anfang März in einer unserer liebsten Häfenstädte Deutschlands auf der Bühne stehen zu dürfen. Wenn es heißt, auf zum Abenteuer Horizont im Hamburger Magazin Filmkunsttheater. 

Aber auch damit nicht genug. 

Die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass wir etliche angehende Blauwassersegler weiterhelfen können. Mit viel Freude haben wir das eine oder andere eMail gelesen, in dem sich Segler bei uns über unsere unkonventionellen Veröffentlichungen unserer Erfahrungen und unseres breiten Wissens rund ums Blauwassersegeln bedankt haben. 

Und wir freuen uns ganz besonders, mit unseren neuesten eBooks „Sturmsegeln“ und „Partnerschaft an Bord“ immer mehr Segler zu erreichen. Eine konstante Nachfrage und viele positive Rückmeldungen bestätigen uns auf unserem Weg, den deutschsprachigen Fahrtenseglern damit vielleicht sogar zu sichereren Reise zu verhelfen. 

Sturmsegeln
Sturmsegeln – eine umfangreiche Wissenssammlung aus vielen Jahren Ozeansegeln – Online auf unserer Homepage als Einzelberichte oder gesammelt als ebook/pdf zum Nachlesen!

Gemeinsam mit TransOcean haben wir diese Weitergabe unserer Kenntnisse in eine neue Form gebracht – in Form von Mikroseminaren online. Und gemeinsam mit unseren Freunden von AVANTA haben wir erlebt, was es heißt, auch im direkten Austausch und „Hands on“ unser Fachwissen weiterzugeben.  

Deshalb arbeiten wir derzeit daran, unsere Veröffentlichung von Fachwissen noch auszuweiten. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, noch mehr und bessere Möglichkeiten zu finden, unsere Erfahrungen weiterzugeben. Und auch in diesem Sinne arbeiten wir an neuen Kooperationen mit der Segelszene. Man darf also noch gespannt bleiben!

Wer nun Sorge hat, dass bei all diesen Aufgaben das Erzählen von unseren Reisegeschichten zu kurz kommen könnte, der darf beruhigt Aufatmen! 

Denn mit großer Freude kann ich ankündigen, dass ich mich diesen Winter endlich wieder meiner zweitliebsten Beschäftigung neben Segeln widmen werde: Mein neues Buchmanuskript steht in den Startlöchern. Und diesmal mit einer spannenden Neuerung: Mein neues Reisebuch entsteht in Zusammenarbeit mit einem namhaften Reisebuchverlag und wird noch 2025 veröffentlicht!

Buch

Flaschenpost - bleib informiert mit unserem Newsletter:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert