Die Sonne lacht von einem stahlblauen Himmel, lässt erste Sprossen in dem vom Winter bräunlich gefärbten Rasen erkennen. Endlich Frühling.

Hinter uns liegt eine stressige Zeit. Eine Zeit der Arbeit, um unser Einkommen auch für die nächste Reise wieder zu sichern und zuhause alles soweit auf Stand zu haben, dass wir für die kommenden Monate alles sorglos hinter uns lassen können. Mehr noch, wir haben einen Durchbruch mit unserem neuen Vortrag geschafft und dürfen uns auf den kommenden Winter freuen:

Gemeinsam mit Explora werden wir zum Jahresbeginn 2023 gleich mehrere Vorträge in der Schweiz zeigen. 

Vorbereitungen und Besprechung bei Explorer in Luzern. Wir fixieren unsere Vortragstour durch die Schweiz Anfang 2023

Zuhause sind viele Arbeiten abgeschlossen, viele Dinge erledigt. Noch müssen wir einige Tage oder Wochen unsere Holzarbeit im Wald abschließen und die Steuererklärung machen. 

Auch dürfen wir noch ein paarmal unseren Vortrag zeigen. Auf der Uni in Linz, in privater Seglerrunde, in Salzburg und mit hoffentlich großem Publikum in Freistadt. 

Die Frühlingsarbeit im Garten sollten wir noch erledigen und die Holzfenster im Haus neu streichen.

Unsere großen Arbeiten sind aber erledigt, die neuen Mieter eingezogen. La Belle Epoque hat die letzten Stürme relativ gut überstanden und wartet abfahrbereit auf uns. Wenn auch mit verbogener Rehling. 

Alles liegt im Zeitplan, alle Pläne sind gemacht und alle Vorbereitungen getroffen. Neue Ideen sind gesponnen, neue Herausforderungen beschlossen. Zum Beispiel die Herausforderung, in Zukunft zwei Trail-Mopeds mit an Bord zu nehmen für die nächste Reise.

Und neben den ganzen Arbeiten und Vorbereitungen haben wir es sogar hin und wieder geschafft, kurze aber intensive Ausflüge per Camper zu machen und den einen oder anderen schneeverwehten Hang zu borden.

Zwischen den arbeitsreichen Tagen gehts immer wieder mal auf den Berg

Wir sollten eigentlich fröhlich in der Frühlingssonne tanzen.

Und dann geschieht das Unmögliche.

Das Irre, Unmenschliche und völlig Wahnsinnige. Dann streicht ein Massenmörder mit seiner Kriegslust plötzlich die Wörtchen „sorglos“ oder „fröhlich“ aus unserem Lexikon. 

Plötzlich müssen wir uns Sorgen um unsere Unkrainischen Freunde und ihre Familien machen. Menschen, die uns vor Jahren mit unglaublicher Gastfreundschaft auf ihrer wissenschaftlichen Forschungsstation in der Antarktis empfangen haben. 

Wir blicken zurück auf unser fröhliches Neujahrsfest 2018 in der Antarktis. Auf der Station Vernatsky der Ukraine haben wir wunderbare Menschen kennengelernt, um die wir jetzt bangen müssen.

Aber wir machen uns auch Sorgen um jene Ukrainer, die wir nicht kennen. Wir machen uns Sorgen um das restliche Europa. Um die Welt und um ihre Lebewesen.

Wo wird dieser Wahnsinn enden? Fragen wir uns. Wie soll das weiter gehen? Wie betäubt verfolgen wir machtlos die Medien.

Wie muss man darauf reagieren? Was können wir machen? Können wir überhaupt etwas machen?

Wir müssen nicht lange über unsere Solidarität zur Ukraine sprechen. Wir haben die Gastfreundschaft und die Freundschaft der ukrainischen Wissenschaftler nicht vergessen und werden sie ihnen zurückzahlen. Meine Mum steht sofort hinter unserer Entscheidung. Wir schreiben die Wissenschaftler an und erklären ihnen, dass unsere Haustüre für sie und ihre Familien offen steht, sollten sie auf der Flucht sein und Unterkunft benötigen.

Jeder Einzelne meldet sich zurück. Einige aus der Ukraine, andere aus der Antarktis. Noch wähnen sie sich und ihre Familien in relativer Sicherheit. Noch hoffen sie, glauben an die Kraft ihrer Armee und bleiben in der Ukraine. Unser Angebot bleibt bestehen.

Ich wundere mich, ob ich sie alle jemals wiedersehen werde.

Täglich mehrmals überprüfe ich meine Emails und meine Nachrichten auf Facebook. Für den Fall, dass einer von ihnen seine Meinung ändert und fliehen muss. Mehr können wir im Moment nicht tun.

Ganz von alleine sind wieder einmal unsere Pläne in Luft aufgegangen. Wie ironisch. Haben wir doch ausgerechnet diesen Sommer geplant, die Ostsee genauer kennenzulernen. Die baltischen Staaten hoch, bis St. Petersburg. Und weiter nach Finnland. Daraus wird natürlich jetzt nichts mehr. 

Eine Reise, die jetzt so nicht mehr stattfinden wird: mit Boot und Bikes über die Baskischen Staaten bis Russland und Finland.

Ich wundere mich, ob wir diese Reise jemals nachholen können und werden.

Aber das ist natürlich jetzt völlig unwichtig geworden.

Beim Kaffee reden wir manchmal darüber, wo unsere neue Segelreise nun eigentlich hinführen kann. Doch wir haben das Gefühl, dass wir keine richtigen Pläne mehr machen können. Irgendwie kommen sie ja ohnehin so wie geplant nicht zustande.

Trotzdem machen wir uns einen Kopf. Wo wollen wir hin? Norwegen? Hoch in den Norden? Vielleicht bis nach Spitzbergen? 

Wird das überhaupt möglich sein? Oder ist das Barentsmeer zwischen Norwegen und Spitzbergen gefährlich weil viel zu Nahe an Russland? Und weiter gesponnen: Wird der Nordatlantik diesen Sommer sicher zu bereisen sein? Oder kann er sich womöglich sogar zum Kriegsschauplatz entwickeln? 

Ich wage es gar nicht, daran zu denken. Ich kann diese Gedanken aber auch nicht richtig fassen.

Aber wenn die Ostsee, das Barentsmeer im Norden und womöglich der Nordatlantik zu gefährlich werden, ist es dann nicht ohnehin schon einerlei, was wir überhaupt planen?

Wir werden wohl sehen. Sehen, wohin uns diese nächste Reise führen wird.

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