Keep calm and say Moin!

Egal, wie oft ich es erlebe, ich bin immer wieder erstaunt von der Relativität der Zeit.

Allerdings kommt mir bei dieser Aussage nicht die große Theorie Einsteins in den Sinn. Wie sollte es auch sein, steht doch meine Zeitrealität, oder anders gesagt meine Zeitrelativität, in gegenteiliger Tatsache zu den Erkenntnissen der Physik:

Desto schneller ich mich bewege, desto schneller läuft mir die Zeit davon. – Soll heißen, desto mehr ich mir aufhalse, desto weniger scheine ich noch Herrin meiner Zeit.

Und während also die Zeit vor mir her galoppiert, laufe ich wie ein aufgescheuchtes Huhn hinterher und versuche, alle meine Arbeiten irgendwie zum Abschluss zu bringen.

Ruhe nach getaner Arbeit
Wann haben wir endlich alle Arbeiten vor dem Aufbruch erledigt?

Ich sprinte zwischen Manuskript schreiben, Vorträge zusammenstellen, Seminare aufbauen, Fotos und Filmmaterial aufarbeiten, Berichte schreiben, eMails beantworten, Alltagstermine nachlaufen, Hausprojekte abschließen, Waldarbeiten fertigstellen, Abrechnungen aufstellen, Steuererklärungen machen, Proviant einzukochen, und all die Kleinigkeiten, die täglich neu dazukommen.

Proviant einzukochen? Jap, richtig gelesen.

Proviantieren
Mehr und mehr gefüllte Gläser warten auf den Transport zum Boot!

Es ist so weit. Es herrscht Licht am Ende des Tunnels.

Wenn alles nach Plan läuft, werden wir in einem Monat erneut aufbrechen. Aufbrechen an Bord von LA BELLE EPOQUE.

Seit eineinhalb Jahren wartet nun LA BELLE am Trockenen auf uns. Und sie wartet quasi überfertig. Sie war noch nie so top wie jetzt.

Ruderlager und Ruderbolzen neu
Jürgen hat LA BELLEs Ruder mit nach Österreich genommen, um ihr selber ein neues Ruderlager und einen neuen Ruderbolzen zu drehen.

Ok, einmal abgesehen von ihrer Schiffsschraube. Nach ziemlich enttäuschenden Erfahrungen mit „dem Spezialisten“ für Segelyachtpropeller können wir in unseren erzwungenen Neukauf wohl derzeit keine großen Hoffnungen mehr stecken.

Frei nach dem Motto „außer Spesen nichts gewesen“ hoffen wir nun einfach, mit der derzeitigen Variante unseres neuen Propellers zumindest annähernd die Leistungen unserer einstigen Schraube wieder zu sehen, anstelle dieselbetrieben das Wasser hinterm Kiel zu quirlen.

Die versprochene Hilfe durch jene Fachfirma, die unseren alten Propeller nicht vermessen, sondern nur verpfuscht hat, um uns anschließend einen neuen Propeller zu verkaufen, der offensichtlich nicht passend berechnet werden kann und damit auch nicht passt, ist auf jeden Fall vom Tisch.

Und das, obwohl wir eigentlich von Anfang an keinerlei Änderung der Schraube wollten, sondern nur eine neue Welle.

Aber reden wir nicht von der Schraube.

Am Trockenen
LA BELLE EPOQUE hat lange genug an Land gewartet.

Reden wir davon, was uns noch alles an Neuerungen an Bord eingefallen ist.

Die neue Reise werden wir, die Crew und Descheks der LA BELLE EPOQUE, in sagenhaften Segelluxus starten:

Nicht nur zwei Rollreffanlagen punkten am Bug, auch das Reff des Großbaums ist coolstens überarbeitet.

Ab sofort glänzt der neue ‚Jürgencraft‘ Reffbaum am Großmast.

Zweileinenreff
Jürgen zerlegt die Baumnock und baut Reffrollen ein.

Ausgestattet mit fünf Umlenkrollen an der Baumnock – eine für das Unterliek und vier für die Reffkauschen – wird ab sofort vom Mast aus gerefft. Bequem werden wir die Reffs über zwei Winschen am Baum fieren und mit passenden Fallenstopper fixieren können.

Ohne, dass sich einer von uns – sprich: ich – aufs Steuerhaus hechten und das Bindereff einfangen muss. Mit dem neuen Jürgencraft-Baum freu ich mich quasi jetzt schon auf raues Wetter.

Großbaum Transport zum Boot
Fertig für den Transport. Ein kurzer Besuch bei LA BELLE EPOQUE ist ohnehin fällig.

Aber der neue Luxus hört nicht über Deck auf.

Auch das Steuerhaus ist zu einer neuen Wohlfühloase gewachsen.

Zumindest solange Miss Aries am Heck ihre Arbeit tut, wird sich die Wache im Steuerhaus am neuen, schaffellbezogenen „Sofasitz“ hinterm Steuersitz strecken können, ohne dabei auch nur für eine Sekunde den Horizont aus den Augen zu verlieren.

Und weil auch uns irgendwann klar geworden ist, dass Abenteuer nicht immer nur gelebte Leidensfähigkeit heißen muss, wird unterm Navitisch demnächst schon unsere neueste Errungenschaft verbaut:

Die kleine Dieselstandheizung a la Fernost liegt zwar noch in ihrer Amazon-Schachtel herum, aber bald schon wird sie uns wärmen, wenn raue Segeltage und Sturmböen unseren altbewährten Dickinson Dieselofen ausbremsen.

Standheizung
Ein kleiner Luxus für die Wache!

Angeschlossen direkt am Heizöl-Tagestank und versorgt mit zusätzlichen neuen PV-Paneelen werden wir auch den Appetit unserer kleinen rotblauen Asiatin an Bord problemlos stillen können.

Ja, und so kümmere ich mich jetzt noch um unseren Appetit, koche in Gläser, was ich an Fleisch und Gemüse in die Finger bekomme und versuche mich neuerdings mit neuen Kuchenrezepten im Glas. Als kleine Energiebomben für lange Nachtwachen, sozusagen.

Und lange Nachtwachen wird es bald schon wieder geben.

Denn wir haben beschlossen, der wunderschönen Ostsee erneut für mehrere Jahre den Rücken zu kehren. Irgendwie auch traurig, haben wir das kleine feine Seerevier mit seinen tausenden Inseln und abertausenden Buchten, mit seinen sanften Wellen und frischen Winden, mit seinen weitgereisten Gänsen und seinen hübschen Kuttern doch verdammt lieb gewonnen.

‚Ehrlich?‘ – denkst du jetzt. ‚Bindet sie mir jetzt einen Bären auf, oder können weit gereiste Hochseesegler wirklich von der nahen Ostsee so schwärmen?‘

Und weil Bilder mehr sagen als tausend Worte, sieh doch einfach selbst:

Wohin soll es gehen, wenn wir erneut die Ostsee verlassen? Wir werden in Richtung jenes Ozeans aufbrechen, der noch niemals um LA BELLES hübschen Kiel gestreichelt hat. Den Indischen Ozean.

Aber halt. Bis dahin ist ein langer Weg. Und den werden wir in alter Manier sehr langsam angehen. Frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel.

Außerdem wer weiß, was uns bis zum Indik noch für Umwege einfallen. Sicher ist nur, wir werden nicht die klassische Blauwasserroute zum Indischen Ozean wählen. Wozu bräuchten wir sonst eine kleine rotblaue Asiatin, sprich die neue Standheizung, an Bord?

Für jetzt aber heißt es erstmal, die Kuchen in die Gläser zu schaffen und die letzten Termine wahrzunehmen.

Vortrag in Österreich
Bis ans Ende der Welt – wir werden endlich auch in Oberösterreich unsere Geschichte erzählen.

Wir werden den heurigen Vortragswinter mit einer Reihe abschließen, die uns am Herzen liegt: Mit einem Heimspiel! Unsere Geschichte, unsere Reise und unsere Multimedia-Show ‚Bis ans Ende der Welt‘ gibts erstmals in Lenzing, Kirchdorf, Steyr und Linz zu sehen, bei der Allesleinwand-Vortragsreihe vom 8. bis 11. April 2025!

Und dann heißt es: Ciao ANGELA K, Servus LA BELLE EPOQUE.

Wenn wir die gefüllten Gläser, die rotblaue Asiatin, das neugelagerte Ruder und vermutlich tausend andere Sachen in unseren Camper laden und ein letztes Mal nach Barth gondeln.

Ja dann, dann heißt es: Tschüß Hausruckviertel, Moin Ostsee!

neue Wege und Pläne
Noch ziehen wir unsere Reiserouten auf der Landkarte, aber bald schon sind wir wieder unterwegs!

 

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