Zwischen Nomadentum und Sesshaftigkeit

Seit unserer Entscheidung, zwischen Nomadentum und Sesshaftigkeit zu leben, sind Jahre verstrichen. 

Dazumal segelten wir die Kanäle von Patagonien in den Süden, verbrachten den chilenischen Winter in unzähligen einsamen Ankerbuchten. Bemerkten, dass unsere Kielwasser uns abgebrüht hatte.

Ja doch, wir bewunderten und liebten die wilde Natur Patagoniens um uns. Aber die unbeschreibliche Faszination, das pure Stauen war uns abhandengekommen. Alberne Vergleiche mischten sich zu unsere Erlebnisse: „Der Gletscher erinnert mich an Alaska“, oder „Erinnerst du dich an den Fjord soundso in Grönland, der war noch gewaltiger als dieser hier“.

Patagonien Canal Messier
Die schönsten Plätze der Welt wollen nicht miteinander verglichen, sondern nur bestaunt werden!

Uns wurde klar: Wir wollen das Staunen nicht verlieren! Und dafür benötigt es Reisepausen,  einen Spagat zwischen Nomadentum und Sesshaftigkeit.

Das war nicht der einzige Grund, unser Leben neu zu organisieren. Einen Spagat zwischen Nomadentum und Sesshaftigkeit zu versuchen. Wir wollten das Landleben nicht „verlernen“. Wollten uns auch weiterhin irgendwo an Land, außerhalb von La Belle Epoque zuhause fühlen können. Wir wollten nicht alle Erinnerungen an Wurzeln vergessen.

zuhause in Österreich
Teilzeitseßhaftigkeit bedeutet für uns auch, ein schönes Land zu genießen und Freundschaften zu haben.

Es ging nie darum, das Segeln einzuschränken oder gar das Reisen abzubrechen. 

Es ging darum, unsere eigenen Brücken vor dem Einsturz zu bewahren und die Möglichkeit, irgendwann etwas anderes machen zu können, zu behalten. Und auch in Zukunft immer noch ein klein wenig in die Gesellschaft zu passen. 

Einen zwingenderen Grund für unsere Rückkehr in die Alte Welt gab es da auch: Ein Mieter hatte angefangen, nur noch unregelmäßig zu zahlen. Es war Zeit, wieder etwas präsenter zu werden.

Wir segelten also zurück nach Europa, suchten einen Winterhafen für La Belle Epoque und bezogen erneut das Haus. 

Winter in Oberösterreich

Die Idee: in Zukunft mindestens halbjährlich zu segeln, unterbrochen von Wintermonaten an Land.

Es war klar, dass nach über zehn Jahren unterwegs ein Berg an Arbeit an Land warten würde. Zuhause angekommen merkten wir schnell: Dieser Berg war größer als erwartet! Unser Haus war während unserer Abwesenheit verwildert! Wir benötigten den Bagger, um den Garten wieder in den Griff zu bekommen, und entschlossen uns gleich noch, einer Wohnung eine komplette Sanierung zu gönnen. Etwas vergeblich, denn nach zwei Jahren mit neuen Mietern war die Wohnung erneut eine Komplettbaustelle.

Baustelle Mietwohnung
Das hat nicht lange gehalten: Nach zwei Jahren Vermeidung müssen wir die Wohnung erneut komplett renovieren!

Die Vorstellung, an Land ziehen und wenige Monate später wieder auf den Weltmeeren unterwegs zu sein, war Utopie. Tragisch war das aber nicht: Immerhin kam Corona und damit auch ein unverhoffter Reisestopp für fast alle. Wir kümmerten uns deshalb um La Belle Epoque, die etwas Zuneigung mit der Flex vertrug.

Dann war es soweit: Unser Haus war wieder auf Schuss, La Belle generalüberholt und bereit. Einem Spagat zwischen Land und See stand nichts mehr im Weg. 

Wir planten ein eher einfacheres, aber lohnendes Ziel: Die Ostsee hoch bis St. Petersburg. Doch politischer Wahnsinn machte einen Strich durch die Rechnung.

Wir benötigten ein neues Sommerziel.

Wir brannten darauf, eine große Segelreise zu machen. Auf keinen Fall wollten wir noch einmal unsere Reisepläne in einen kurzen Segelurlaub abändern. Unmöglich, noch einmal große Pläne durch äußere Umstände komplett zurückzusetzen.

Die deutsche Ostseeküste ist herrlich schön, aber wir wollen nicht noch einen Sommer bummeln!

 

Und so entstand kurzerhand der Plan, an die Ostküste von Grönland zu segeln.

Eine Reise, die uns zurück ins Fahrtensegeln katapultierte. Die uns erneut zeigte, dass Abenteuer nicht Schnee von Gestern ist. Und die uns zeigte, dass wir einen unserer Vorsätze realisiert haben: Wir haben uns die Möglichkeit erhalten, auch etwas anderes zu machen.

Die heurige Sommerreise war eine Mischung aus vielem: 

Yacht im Eis
Ein abwechslungsreicher Sommer, so wie er uns gefällt!

Aus schönem und extremen Segeln. 

Aus Motorradfahren und Trialwandern. 

Aus Länderreisen und Naturerlebnissen. 

Und aus einer abschließenden Campertour durch halb Europa und Besuch eines Vortragsfestivals.

Und mehr noch: Auch wenn wir gerne ewig weitergesegelt wären, so sind wir im Herbst doch wieder gerne zurück ins Landleben gekommen. Mit dem Wissen, in ein schönes Zuhause zu ziehen. Vortragsarbeit vor uns zu haben, auf die wir uns freuen. Unseren kleinen Wald so zu pflegen, dass er ein kleines Paradies bleibt. In der Werkstätte ein paar Verbesserungen für unsere La Belle Epoque vorzubereiten. Unsere Vorträge vor gespanntem Publikum zu halten. Und die Freiheit zu haben, mit Camper und Snowboards dem Pulverschnee in den Alpen nachzujagen.

Sesshaft heißt eben nicht Stillstand.

Kaum zurück in Österreich, stand schon wieder die nächste Fahrt zur Nordsee am Plan. Überrascht und mit ein wenig Stolz empfingen wir die Nachricht, vom Hochseesegelverein Trans-Ocean ausgezeichnet zu werden. So gehts Mitte November schon wieder hoch in den Norden. Genauer gesagt, nach Cuxhaven, wo wir drei Tage lang Freundschaften feiern und Segelbekanntschaften schließen. Und im tollen Rahmen am Festabend die Trans-Ocean Medaille überreicht bekommen.

Wir freuen uns,, von Bert die Trans Ocean Medaille überreicht zu bekommen.

Während wir gemeinsam mit den „Germanen“ in Cuxhaven bei Kaiserwetter übers Watt spazieren, glauben wir noch nicht daran, dass wenige hundert Kilometer östlich La Belle Epoque im Schnee auf uns wartet. Immerhin stand am Plan, im Anschluss an das TO-Treffen die zweite neue Rollreffanlage zu montieren.

Am Werftgelände in Barth angekommen, sitzen wir einen Tag lustlos im Camper neben dem aufgebockten Boot. Frieren uns die Nase rot beim Versuch, doch ein wenig auf Deck zu arbeiten. Und staunen über die schöne Arbeit, die unsere Freunde die „Mückeles“ bis vor einem Tag noch an ihrem Boot geleistet haben. Nein, diesmal sind nicht wir die Fleißigen. Diesmal können wir uns eine Scheibe runterschneiden.

Kälte und Schnee hat uns noch nie die gute Laune gestohlen. 

Ganz im Gegenteil! Obwohl wir diesen Winter wenig Zeit haben, beschließen wir beim ersten Anblick von Schnee, uns die Saisonkarte für die Salzburger Skigebiete zu kaufen. Zeit scheint ja immer knapp beim Landleben, was sollte also diese Ausrede! Und außerdem will unser Roter Blitz seine neuen Schneeketten.

Snowboarden in Obertauern
Der Winter hat bei uns immer schon gute Laune verbreitet – vor allem, wenn’s auch noch ein Brettl unter den Füßen gibt!

Wie war das mit den offengehaltenen Möglichkeiten?!

Und so wünschen wir euch allen ein schönes ruhiges Weihnachtsfest, viel Schnee und ein gutes neues Jahr mit vielen offenen Möglichkeiten!

Grüße aus dem Skigebiet
Fröhliche Weihnachtsgrüße an euch alle aus Obertauern!

Und so hat 2022 ausgesehen:

 

 

Flaschenpost - bleib informiert mit unserem Newsletter:

2 Kommentare

  1. ich wünsche euch ein weiteres Gutes Jahr. gesund und unverdrossen alles anzugehen. LG Wolfgang und Martina Würzburg.
    Meine e-mail hat sich geändert.

  2. Wolfgang Pfannes

    macht weiter so zusammen das ist ein sehr beeindruckendes zusammen leben. Gerne denke ich an meinen Besuch anläßlich Schifferl Taufe an der Donau an euch zurück.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert